Rede von Gesine Märtens in der Ratsversammlung am 17. April 2019 zum Antrag „Leipzig liebt Vielfalt - Charta der Vielfalt planvoll umsetzen“

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
wehrte Beigeordnete,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste,

Am 19. Juli 2018 brachte meine Fraktion einen Antrag zum Thema Diversität ein. Drei einfache Punkte:

Erstens: Ein Konzept zur Umsetzung der Charta der Vielfalt in der Stadtverwaltung auf der Grundlage eines Sachstandsberichts sollte erarbeitet werden.
Zweitens: Für die weitere Verbreitung der Charta der Vielfalt in den Städtischen Eigenbetrieben und Beteiligungsunternehmen sollte geworben werden.
Und drittens sollte die Stadt den Diversity - Tag, den Tag der Charta der Vielfalt selbst mit Aktionen begehen.
Nach 6 Monaten sagt der Verwaltungsstandpunkt: Ablehnung da Verwaltungshandeln und ein Sachstandsbericht. Die Stadt hat also ein Handlungskonzept zur Umsetzung der Charta der Vielfalt? Weit gefehlt!

Im sogenannten Sachstandsbericht wird erst einmal zwei Absätze lang über die Verdienste der Stadt für Inklusion und Gleichberechtigung in allerlei Konzepten gesprochen in der Stadtgesellschaft an sich gesprochen. Das ist zwar an sich fein, hat aber mit dem Anliegen der Charta nichts zu tun.

Denn, meine Damen und Herren, die Charta der Vielfalt ist kein Weltverbesserungsprogramm an sich, sondern das Gegenteil: Die Charta der Vielfalt hat eine konkrete unternehmerische Zielsetzung.
„Wir können wirtschaftlich nur erfolgreich sein, (ich zitiere aus der Charta) wenn wir die vorhandene Vielfalt erkennen und nutzen. Das betrifft die Vielfalt in unserer Belegschaft und die vielfältigen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden sowie unserer Geschäftspartner. Die Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Talenten eröffnet Chancen für innovative und kreative Lösungen.“

Aus der Vielfalt der Mitarbeitenden einen Unternehmerischen Mehrwert schöpfen, dass ist der Kerngedanke der Charta Der Vielfalt. Und diesem Gedanken verschließt sich die Stadtverwaltung nach wie vor. Sie ist nicht bereit, genau dafür einen Handlungsleitfaden zu entwi-ckeln.

Aber, der Teil mit den „kreativen Lösungen“ war wohl überzeugend. Kreativ versuchen die Schreiber*innen des Verwaltungsstandort im Absatz drei zwei Handlungsfelder des Konzepts“ Moderne Verwaltung“, das der nachhaltigen Personalentwicklung und das des Gesundheitsmanagements als Vielfaltskonzepte auszugeben. „Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sind stadtweit etabliert, werden genutzt und wertgeschätzt. Unterschiedliche Lebensphasen, Lebensmodelle und Herkunftssituationen der Beschäftigten werden berücksichtigt.“ Gesundheitsmanagement ist an sich wertvoll, hat aber mit der Idee aus Vielfalt einen Mehrwert zu schöpfen, hat es nichts zu tun.

Schreibkreativ ist auch der Standpunkt zu unserer zweiten Forderung: „Einige Eigenbetriebe Kultur haben die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet, z.B. das Theater der Jungen Welt.“
Es wäre sehr interessant, wer außer dem Theater der Jungen Welt zu den „einigen Kulturbetriebe“ gehört. Mir ist keine weitere Mitgliedschaft bekannt. Es ist wichtig, dass die Verwaltung sich nach dem zitierten Versuch im Jahr 2014 ein zweites Mal bemüht und in Leipzig für die Beschäftigung mit der Charta der Vielfalt wirbt.

Kommen wir zu Verwaltungsstandpunkt zu unserer dritten Forderung, der Hoffnung macht. „Eine Beteiligung der Stadt Leipzig kann zur Sensibilisierung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung, aber auch der Stadtgesellschaft beitragen. Die Stadtverwaltung wird sich daher am Diversity-Tag mit eigenen Aktivitäten beteiligen.“

Spätestens mit dem Bekenntnis, dass dem Punkt drei unseres Antrages zuzustimmen ist, hätte der Verwaltungsstandpunkt ehrlicherweise als Alternativvorschlag daher kommen müssen und nicht als Ablehnung, denn für die Teilnahme am Diversity-Tag gab es vor der An-tragstellung im letzten Sommer keine Pläne.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Anwesende: Wir bleiben bei unserem Antrag, denn uns zeigt der Verwaltungsstandpunkt, dass sich die Verwaltung nicht ausreichend mit der Thematik befasst hat.
Vielen Dank!

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