Hinrichtungsstätte der DDR in der Alfred-Käster-Straße wird endlich würdiger Gedenkort!

Pressemitteilung vom 6. Juli 2016

Wir begrüßen und würdigen ausdrücklich, dass der Freistaat Sachsen, nunmehr nach langer Zeit der Diskussion und Meinungsfindung, die ehemalige Hinrichtungsstätte in der Alfred-Kästner-Straße als dauerhaft zugänglichen Ort der Erinnerung öffnet. Zugleich danken wir für das beharrliche Engagement des Bürgerkomitees Leipzig und der zahlreichen Akteure der Friedlichen Revolution in Leipzig, welches nicht unwesentlich diesen Weg eröffnet hat.
Im Jahr 2007 beschloss der Stadtrat auf unsere Initiative hin den Antrag „Leipzig und ´89: Erinnern, Bewahren und für die Zukunft nutzbar machen!“ Darin forderten wir, dass durch zahlreiche Initiativen und Maßnahmen die Erinnerung an die Friedliche Revolution von 1989 wach gehalten werden soll. Auch die Forderung diese Hinrichtungsstätte dauerhaft in die Gedenkort der Friedlichen Revolution zu integrieren, war darin enthalten.
„Wir erwarten, dass dort neben einem dauerhaft zugänglichen Ort der Erinnerung an die DDR-Diktatur eine umfassende Ausstellung mit dem Schwerpunkt „Unrechtsjustiz in der DDR“ eingerichtet wird.“, so Norman Volger, Fraktionsvorsitzender.

Vieles wurde seither umgesetzt: Der städtische nicht arbeitsfreie Feiertag wurde eingerichtet, die Erinnerung an die Ereignisse und die politische und Streitkultur der Friedlichen Revolution 1989 durch Gedenkveranstaltungen, Friedensgebete, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und das Lichtfest, durch die Errichtung thematischer Stelen und das Projekt „Historische Orte“ des „Bürgerkomitee Leipzig e. V.“ wurden wichtige Orte der DDR-Diktatur und entscheidende Orte des Herbstes 1989. Sie sind heute nicht mehr als diese erkennbar und wurden so wieder erlebbar. Die „Stiftung Friedliche Revolution“ entstand, bis hin zu einem touristischen Angebot zum Thema „Herbst 1989 – Friedliche Revolution“ in Leipzig als wichtiger Teil des Stadtmarketings.

Fraktionsvorsitzende Katharina Krefft: „Das Erinnern an die Friedliche Revolution 1989 und ihre Ziele, und Formen der unmittelbaren Demokratie wach zu halten, ist eine Verpflichtung die sich für Leipzig aus unserer jüngsten Vergangenheit ergibt. Durch das gewaltlose und couragierte Eintreten der Demonstrantinnen und Demonstranten, nicht nur in Leipzig, für mehr Freiheit, Mitbestimmung und Demokratie wurde die Deutsche Wiedervereinigung ebenso möglich wie das heutige weltoffene und multikulturelle Leipzig.“

Die Hinrichtungsstätte in der Alfred-Kästner-Straße war ein Teil des Unrechtssystems der DDR. Nach heutigen Kenntnissen wurden dort bis 1981 wohl 64 Menschen hingerichtet - mehr als ein Drittel aller Opfer der Todesstrafe in der DDR. Das Gedenken an diese Opfer gestaltet sich nicht unproblematisch, waren sie doch z. T. wegen krimineller Delikte angeklagt oder als Mitglieder von Sicherheitsorganen der Spionage bezichtigt. Es ist allerdings durchaus wahrscheinlich, dass auch politische Gefangene an diesem Ort hingerichtet wurden.

Die Frage nach der Schuld tritt jedoch in den Hintergrund, da die Angeklagten ohne ein rechtsstaatliches Verfahren hingerichtet wurden. Ebenso wurden die Toten eingeäschert und ihre wahre Todesursache vertuscht. Die Räumlichkeiten der Hinrichtungsstätte befinden sich heute noch weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand. Wir erwarten vom Freistaat, dass an diesem Hinrichtungsort als einem authentischen Platz eine kleine Ausstellung etabliert wird, um das Gerichtswesen der DDR zu dokumentieren.

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